Ort: Irgendwo im Norden Deutschlands.
Auftrag: "Frau mosyone, noch immer halte ich eine ambulante Therapie für induziert. In Ihrem Wohnort gibt es keine zertifizierten DBT-Therapeuten, daher suchen Sie am besten nach einem tiefenpsychologisch fundierten ambulanten Therapeuten. Denken Sie zumindest darüber nach..!"
Nachdem dies auch vom ebenfalls auch therapeutisch ausgebildeten Hausarzt bestätigt wurde, begann der Selbstversuch - wie findet mosyone im hoffnungslos unterversorgten K. einen zu ihr passenden ambulanten Psychotherapeut / Mediziner?
Hier seien als Erfahrungsbericht die verschiedenen schrägen Typen aufgelistet, welche ihr bei dieser Suche begegnen.
Vorgespräch Nr. I : Dr. med. F.
Ein Vorort von K., sowieso nicht die günstigste Gegend. Dr. F. hatte jedoch bei Anruf keine Warteliste und die Sprechstundenhilfe vergab direkt Termine, daher dachte sich mosyone, sie könne das ja mal ausprobieren. Er stand auf der AOK-Liste der tiefenpsych. fundierten Therapeuten, somit ließ sie sich einen Termin geben und kreuzte dort zur vereinbarten Zeit auf. Dr. F. war zusätzlich noch Frauenarzt und Akupunkteur, was mosyone schon leicht misstrauisch machte - eine etwas seltsame Kombination.
Nach Aufnahme ihrer Daten an der Rezeption wartete sie etwa zehn Minuten im Wartezimmer, welches mit Schwangerschaftsbroschüren und Babyfotos versehen war, und wurde dann ins Sprechzimmer des Dr. F. geführt. Auf seinem Scheibtisch, hinter welchem er saß, lagen Menstruationskalender, Pillenwerbungen und andere medizinische Papiere.
Hand geben, hinsetzen, sich einmal umsehen, "Was führt Sie zu mir?"
Es folgte ein etwa zwanzig minütiges Anamnesegespräch, was machen die Eltern, der Bruder, wie alt sind alle, wie waren Ihre ersten 0-6 Lebensjahr, dann 6-10, 10-16, 16-20. Einmal die Geschichte erzählen, er fragte nach, ob sie ihre Diagnose aus den ganzen Psychiatrieaufenthalten kennen würde, und testete ihr Fachwissen über die Diagnose. Erst nach der familiären Anamnese fragte er das erste Mal, was sie selbst eigentlich beruflich mache.
Erst _nach_ dieser ganzen Fragerei kam er dann zu seinem Part, wie er Psychotherapie mache. Er berichtete, er arbeite mit den Methoden der katathym-imaginativen Psychotherapie, erklärte das Vorgehen kurz (siehe wikipedia-Artikel dazu) und schlug dann vor, damit gleich einmal anzufangen. Er löschte das Licht, bat mosyone, ihre Augen zu schließen, leitete eine kurze Entspannung von Armen und Schulterbereich an und bat sie dann, sich eine Wiese vorzustellen. Es folgten Fragen dazu, währenddessen ihre Augen geschlossen bleiben sollten, wie hoch das Gras sei, wie das Wetter sei, ob die Wiese begrenzt sei, welche Jahreszeit es sei, etc. Mosyone wurde angeleitet, sich selbst in der Wiese zu sehen, was sie dort tue, wie sie sich fühle (was sie total verwirrte - fragte er nach _ihren_ Gefühlen oder nach denen des Ichs auf der Wiese?), ob sich das Wetter ändere.
Nach dieser Imagination erleutete er in einer recht einfachen Symboldeutung (Frühling = Beginn des Lebens, unbegrenzte Wiese = Freiheit und Chancen, Sonne = positive Lebenseinstellung), was "ihr Unterbewusstes" ihm durch diese Bilder gesagt hätte.
Im Anschluß legte er dar, daß er eigentlich nicht der Meinung sei, sie benötige therapeutische Hilfe, auch in der Imagination hätte sich ja gezeigt, daß sie im Moment alles gut im Griff hätte und keine Probleme vorhanden seien (was wäre wohl gewesen, hätte sie sich statt für den Frühling doch für den Herbst als Jahreszeit und für Regen als Wetterlage entschieden?), aber er wolle dennoch gerne mit ihr arbeiten. Aha.
Er erklärte dann noch weiter, daß man mit dieser Therapie und mit Medikamenten gut lernen könne, mit Dissoziationen zu leben (obwohl sie in der Anamnese deutlich gesagt hatte, daß sie dieses Symptom der BPS nicht aufweist und Psychopharmaka ablehnt!), wollte dann einen weiteren Termin mit ihr ausmachen ("Ich muss diese Stunde erstmal sacken lassen, ich melde mich im neuen Jahr bei Ihnen.") und entließ sie dann.
Fazit: Ob diese Art der Therapie überhaupt sinnvoll und produktiv ist, kann ich nicht beurteilen. Jedoch ist sie für mich definitiv vollkommen unbrauchbar, da viel zu flach gedacht, nicht konkret genug, strange (Himmel, der will über Imagination an mein Unterbewusstes - ah ja) und irgendwie auch dumm. Die Deutungen, die da von meinem Gegenüber kamen, waren so platt, die hätte ich selbst ebenso gut machen können - außerdem halte ich es für enorm angreifbar, anhand einer willkürlich vorgestellten Wiese Aussagen darüber zu machen, wie mein psychischer Zustand im Moment ist. Weiterhin ist dieser Ansatz enorm leicht manipulierbar, das wäre kontraproduktiv.
Also - die Therapie-Such-Odysee geht weiter.
Dienstag, 15. Dezember 2009
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