Donnerstag, 15. Oktober 2009
55°41' N 10°43' E - Storebælt mit Kurs auf die große Beltbrücke
Langsam, ganz sacht, lässt der Wind nach, welcher die "Albatros" nun über eine Stunde mit rasanter Fahrt vor sich her jagte. Erschöpft lassen sich die Deckshands auf eine Backskiste sinken, müde liegen Hände im Schoß. Nun sind die Segel wieder ganz gesetzt, der Klüverbaum knirscht zufrieden unter dem Zug des straff gefüllten Tuchs. Kleine Wellen, kaum spürbar, kichern flüsternd am Bug.
Ich streife die nasse Wollmütze vom Kopf und schüttele, wie ein Hund, die feuchten Haare, so daß Tropfen wild um mich spritzen. Mit leisem Quietschen springt die Rudergängerin davon, obwohl ihr Ölzeug sie gegen das Wasser schützen würde. Mein Lachen ist schon ein wenig erlöst, jetzt, da die Wolkenfront langsam davon zieht, wir nicht mehr auf der Hut vor plötzlichen, starken Böen sein müssen. Ein Nicken des Captains, gut gemacht, stell' die Maschine jetzt aus.
Kurz danach senkt sich die Stille über das Schiff. Nun ist das Plätschern der Wellen, das Ächzen des alten Holzes im Seegang plötzlich deutlich zu hören, das Quietschen des Leders der Klauen an den Masten, das Brausen des Windes in den Segeln. Ruhig, mit gleichmäßigen Bewegungen, bahnt sich die Albatros ihren Weg.
Als ich aus dem Maschinenraumschott wieder an Deck komme und mir nun das Ölzeug von den Beinen ziehe, trifft schon wieder, so kurz nach dem Regen, ein Sonnenstrahl mein Gesicht. Und mit einem Mal ist dieser Moment die ganze Welt.
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