Freitag, 9. Juli 2010

Der Trend...

….geht zum Eigenheim!

Genug umgezogen, genug sich mit Vermietern, Nachbarn und Mitbewohnern herumgeschlagen. Jetzt, endlich, haben meine Partnerin und ich uns entschieden, zusammen- und auszuziehen. In ein eigenes Heim, selbstgebaut, selbst entworfen und (bisher rudimentär) eingerichtet.
Ein Ort, der _uns_ gehört. Und eben auch nur uns.

Ihr seid herzlich willkommen, mich in meinem neuen Domizil inmitten des weltweiten Intermeeres zu besuchen:
meerumrauscht – Kurs NordNordOst

Einweihungsparty garantiert! (-:

Mittwoch, 7. Juli 2010

when there's nothing left to burn..

you have to set yourself on fire.

Manchmal ist es so wenig, was plötzlich, einem Lichtstrahl aus einer Wolke gleich, mich zum Träumen einlädt. Worte, ein paar Töne, ein Lächeln.

Und mit einem Mal scheint alles alltägliche so nebensächlich, und Kleinigkeiten, an denen ich achtlos vorbeigehe, wachsen, bis sie alles in ihrem Schatten lassen. Ich möchte gehen, mit einem Notizbuch oder meiner analogen Kamera in der Hand, gleichgültig, daß ein Seminar oder eine vorbereitende Hausarbeit auf mich warten. Dem Wind folgen, Blumenblätterstürze fangen, mit Worten einen Himmel malen.
Ich möchte...

Dem Normalen entfliehen und nur noch für das Andere leben. Tagelang Gedichte lesen am Meer, Gitarre spielen mit Liedern wie Seifenblasen, Geschichten verfassen, die keinen Inhalt haben.
Sehnsucht leben.

Montag, 28. Juni 2010

.

Und wieder einmal so unendlich müde. Wie es weitergehen soll? Ich weiß es nicht. Wie lange ich noch durchhalte? Ich weiß es nicht. Wie es mir geht? Ich weiß es nicht.
Viele Gedanken, kleine Selbsterkenntnisse, ein bisschen Gefühlschaos (ja, doch, trotz der Unverbindlichkeit), viel zu viel Sehnsucht und - ja, und was? Ich muss, und werde, irgendwie, kämpfen. Ich werde schon irgendwie weitergehen. Es nervt mich nur, daß es im Moment wieder so schwer ist.

Donnerstag, 17. Juni 2010

Reste.

Schlendernd, gut gelaunt. Die Sonne bahnt den Weg durch die Fußgängerzone, Wärme flimmert über dem Asphalt. Eis- und Lachwetter, kalte Getränke am Wasser, einkaufen mit der besten Freundin, lange Gespräche bei Cocktails und Bier.
Fröhlichkeit hebt meine Mundwinkel, als ich selbst, ziel- und weglos zwischen ihnen allen schlendere. Vielleicht auch einmal in all diesen Läden nach Blusen oder einem Kleid schauen? Noch Stunden, bis die Bahn fährt, ein Eis auf den Erfolg, auch allein im Sonnenschein genossen.

Es war alles so perfekt, bis die Wärme mich dazu brachte, meine Jacke über dem Tshirt auszuziehen. Wo vorher mich nett die Tierschützer zu Spendenzwecken ansprachen, ist nun plötzlich wieder diese schockierte, starrende Aufmerksamkeit, die ich nicht will. Teenies tuscheln, das ältere Ehepaar dreht sich noch nach mir um, die Mutter, von ihrer Tochter auf mich hingewiesen, bleibt gaffend stehen. Ich flüchte in ein Geschäft, doch es wird nicht besser - Köpfe drehen sich nach mir um, Gerede, entsetzte Blicke.
Ob es wirklich schlimmer wäre, hätte ich zwei Nasen im Gesicht oder keine Haare mehr auf dem Kopf? Ich weiß es nicht.
Den Laden verlasse ich schnell wieder, es ist mir nicht mehr möglich, bei all diesen bunten, kurzen Sommersachen zu schauen - als hätte ich kein Recht dazu. Abstoßend, anders, verrückt.
Draußen werde ich wieder Gegenstand unfreiwilligen Gestaunens. Als dann eine Oma mich von Kopf bis Fuß mustert, als wäre ich das widerlichste Subjekt, was sie je gesehen hätte, wird mir zum ersten Mal schrecklich bewusst, daß sich das alles nie mehr ändern wird.
Ich habe immer geglaubt, es würde besser werden, desto blasser meine Narben sind. Ich habe geglaubt, wenn ich nur aufhöre und durchhalte, dann wird es besser. Ich glaubte, wenn ich nur selbst damit klarkomme, dann ist auch der Rest kein Problem mehr.
Es war eine furchtbare Selbsttäuschung. Es wird niemals besser werden, egal, wie alt ich bin. Meine Narben werden nicht mehr blasser, sie werden nicht weniger zu sehen sein, nie. Ich werde immer angesehen, angestarrt werden, wenn ich im Tshirt durch die Stadt gehe - jetzt, in 5 Jahren, in 10, in 20, als alte Frau. Es wird nie wieder besser werden. Niemals.

Seitdem ist da wieder Selbsthass, ist da wieder Leere, Schmerz, Hoffnungslosigkeit. Warum kämpfen? Wogegen? Es ist doch gleichgültig. Die Verachtung, dieser Abscheu in den Gesichtern, das Geläster, das Getuschel - ich kann das einfach nicht ewig. Es geht nicht.
Und wieder einmal brennt jeder Blick wie Feuer.

Montag, 14. Juni 2010

Aufbrüche

Der Himmel hier oben im Norden ist doch anders. Er erstreckt sich höher und weiter, ist irgendwie größer, farbiger, zerrissener. Kaum ist die magische Grenze Hamburg passiert, sieht man an Baumkronen und Gräsern, wie der Wind auffrischt. Am Horizont malt Petrus mit härteren Farben, und stahlblau nähert sich im Osten die Nacht, während blutend und traurig der Tag im Westen entschwindet. Eine schmale Mondsichel, wie aufgehängt und dort vergessen, verliert sich in den verschwimmenden Rottönen, und über allem wacht ein einsamer Stern. So einen Himmel gibt es nur im Norden.
Eine wundervoll intensive blaue Stunde empfing mich in meiner (Wahl-)Heimatstadt. Hier gibt es wieder nur Busse, und deren Taktung ist so niedrig nachts, daß mich mein Weg nach Hause doch auf meinen eigenen Füßen erwartete, was jedoch angesichts der Melancholie und Wehmut in der Dämmerungszeit hier in dieser grautrüben Stadt nicht störte. Es ist deutlich kühler hier, windiger, abweisender - aber ich fühle mich daheim. Und es ist auch schön, nach Hause zu kommen.

Das Wochenende war wieder einmal bereichernd und nachdenklich. Zwei wunderbare Abende mit so unterschiedlichen Menschen, intensive Gespräche, und immer dazwischen lange Stunden Zeit für mich im Zug. Da ich meine Musik in Kiel vergessen hatte, war da so viel Raum zum nachdenken, was teilweise gut, teilweise auch schwierig war. Besonders die fünfstündige Rückfahrt heute barg viele Gedanken in sich. Es ist ein seltsamer Schritt, wieder in die Psychiatrie in diesem Sommer, es ist ein seltsames Gefühl, zu wissen, daß ich erneut Tag für Tag, sechs Wochen lang, in diesen Gebäuden, Umgebungen, Situationen stecken werde. Der Rundgang heute, auch über die Geschlossene, das "Sightseeing", wie es mein Führer scherzhaft nannte, war spannend, interessant und - seltsam. Irgendwie sind solche Stationen überall gleich, und doch immer unterschiedlich. Es ist gut, daß dort die Räumlichkeiten so anders sind, sonst wäre es vermutlich schwieriger.
Auch so wird es schwer genug, auch das wurde mir heute mit Nachdrücklichkeit bewusst. Ich muss nicht nur den Anforderungen des Alltags genügen, lernen, arbeiten, freundlich, höflich und besonnen sein, ich muss dazu noch mit meinen eigenen Dämonen kämpfen, und das so, daß es niemand mitbekommt, vor allem nicht die Patienten. Ich muss meinen eigenen Ängsten begegnen, ich werde dort vor und mit ihnen musizieren, und dabei meine eigenen Hemmungen zurückstellen. Es wird nicht leicht, aber lehrreich - eben ein "Seitenwechsel"...

Montag, 7. Juni 2010

Manchmal..

.. kommen so Tage, an denen es einfach zu viel wird. Stundenland in Seminaren gesessen und gearbeitet, danach in der UB und daheim ewig über Büchern gesessen und sinnentnehmend überflogen, dann Vorbesprechung des Referates - und in den Stunden des Tages, in denen ich das erste Mal heute einfach ein wenig Zeit für mich haben wollte, kamen dann die zwischenmenschlichen Schwierigkeiten.
S. rief an, H. (wieder einmal) am durchdrehen. Als ich nach einem längeren Gespräch mit S. H. direkt anrief und versuchte, mit ihm zu reden, war alles, wa sich zu hören bekam, Vorwürfe und Anschuldigungen. Ich hätte getan, gesagt, gemacht. Und als ich mich dagegen wehrte, legte er einfach auf.

Daß J. später noch zu meiner besten Freundin Kontakt aufzunehmen versuchte, die er _einmal_ kurz gesehen hatte, war dann jetzt langsam zu viel. Beziehungsende, schön und gut, aber er möge sich bitte bei _seinen_ Freunden ausheulen und nicht über _meine_ Freunde versuchen, an mich und an Informationen über mich heranzukommen. Das geht gar nicht.
Meine Flasche Wein, heute gekauft, ist gleich leer. Der Druck nach Dummheiten ist groß, die Wut und Enttäuschung über gewisse Menschen sitzt tief. Vielleicht erwarte ich zuviel, vielleicht sollte ich doch wieder anfangen, an der Welt und der Menschheit zu verzweifeln - es machte einen weniger angreifbar. Doch so, wie ich mittlerweile bin, sitze ich jetzt hier, mit diesem bohrenden Gefühl der Leere, Fülle, des Schmerzes im Bauch und würde einfach nur gerne aus dieser Welt aussteigen. Es ist einfach zu viel, im Moment, in dieser Zeit. Zu viel.

Sonntag, 6. Juni 2010

Segel setzen

Schiffe zerbrechen im Sturm, Seemänner im Hafen.


Nie zuvor ist mir aufgefallen, daß mein Zuhause so still ist. Das Erwachen ist ungewohnt, fast erschreckend - Platz neben mir, keine Bordwand, an die man sich noch ein letztes Mal kuscheln kann, kein Knarren der Planken, kein fernes Gelächter und keine Schritte auf dem Deck über meinem Kopf. Ich stehe auf, ohne mich hastig anzuziehen, damit ich den Jockel anwerfen kann, und stehe nicht nach vier Schritten schon in der Messe, wo ich begrüßt werde und mir der Smut eine Tasse Kaffee in die Hand drückt.
Keine gut gelaunte Eile, um an Deck zu kommen, weil das Wetter jeden Morgen wieder neu eine Überraschung bereithält, keine endlose Weite um mich herum. Das Schwanken ist an Land schlimmer als auf See, wir alle taumelten und schwankten gestern, als wir gemeinsam noch bei unserem alten Captain zum essen eingeladen waren.
Es fehlt, wie jedesmal.
Kein Wind in den Haaren, kein Mensch, mit dem sich reden lassen würde, keine Arbeit, die auf mich wartet - in diesen Momenten des Ankommens daheim scheint es, als wäre meine alltägliche Welt ein Konstrukt unwichtiger, nebensächlicher Prioritäten, die mich einsperren statt mich zu tragen.
Es hilft nichts. Zwei Tage bis zum Referat in Pädagogik, ich muss auch heute schon eigentlich wieder für die Uni arbeiten. Doch diese Leere und Stille in mir bohrt und frisst.

Es ist gut, daß die 36 blauen Flecke, die deutlich vermehrte Kraft in den Armen mich noch einige Zeit an diese Woche auf See erinnern werden, auch wenn sie durchaus auch Schatten enthielt - gemeinsam mit seinem Exfreund 7 Tage auf engstem Raum birgt einfach zu viel Konfliktpotential. Auch das habe ich noch zu verarbeiten.
Und dann war da noch gestern der Schaffner zwischen HH und KI, der jede Ansage mit "Moin Moin" begann, die aussteigenden Fahrgäste mit einem herzlichen "Tschüß!" verabschiedete und uns bat, über die Verspätung doch bitte nicht "böse zu sein".
Ich glaube, ich muss an die Förde.