Schlendernd, gut gelaunt. Die Sonne bahnt den Weg durch die Fußgängerzone, Wärme flimmert über dem Asphalt. Eis- und Lachwetter, kalte Getränke am Wasser, einkaufen mit der besten Freundin, lange Gespräche bei Cocktails und Bier.
Fröhlichkeit hebt meine Mundwinkel, als ich selbst, ziel- und weglos zwischen ihnen allen schlendere. Vielleicht auch einmal in all diesen Läden nach Blusen oder einem Kleid schauen? Noch Stunden, bis die Bahn fährt, ein Eis auf den Erfolg, auch allein im Sonnenschein genossen.
Es war alles so perfekt, bis die Wärme mich dazu brachte, meine Jacke über dem Tshirt auszuziehen. Wo vorher mich nett die Tierschützer zu Spendenzwecken ansprachen, ist nun plötzlich wieder diese schockierte, starrende Aufmerksamkeit, die ich nicht will. Teenies tuscheln, das ältere Ehepaar dreht sich noch nach mir um, die Mutter, von ihrer Tochter auf mich hingewiesen, bleibt gaffend stehen. Ich flüchte in ein Geschäft, doch es wird nicht besser - Köpfe drehen sich nach mir um, Gerede, entsetzte Blicke.
Ob es wirklich schlimmer wäre, hätte ich zwei Nasen im Gesicht oder keine Haare mehr auf dem Kopf? Ich weiß es nicht.
Den Laden verlasse ich schnell wieder, es ist mir nicht mehr möglich, bei all diesen bunten, kurzen Sommersachen zu schauen - als hätte ich kein Recht dazu. Abstoßend, anders, verrückt.
Draußen werde ich wieder Gegenstand unfreiwilligen Gestaunens. Als dann eine Oma mich von Kopf bis Fuß mustert, als wäre ich das widerlichste Subjekt, was sie je gesehen hätte, wird mir zum ersten Mal schrecklich bewusst, daß sich das alles nie mehr ändern wird.
Ich habe immer geglaubt, es würde besser werden, desto blasser meine Narben sind. Ich habe geglaubt, wenn ich nur aufhöre und durchhalte, dann wird es besser. Ich glaubte, wenn ich nur selbst damit klarkomme, dann ist auch der Rest kein Problem mehr.
Es war eine furchtbare Selbsttäuschung. Es wird niemals besser werden, egal, wie alt ich bin. Meine Narben werden nicht mehr blasser, sie werden nicht weniger zu sehen sein, nie. Ich werde immer angesehen, angestarrt werden, wenn ich im Tshirt durch die Stadt gehe - jetzt, in 5 Jahren, in 10, in 20, als alte Frau. Es wird nie wieder besser werden. Niemals.
Seitdem ist da wieder Selbsthass, ist da wieder Leere, Schmerz, Hoffnungslosigkeit. Warum kämpfen? Wogegen? Es ist doch gleichgültig. Die Verachtung, dieser Abscheu in den Gesichtern, das Geläster, das Getuschel - ich kann das einfach nicht ewig. Es geht nicht.
Und wieder einmal brennt jeder Blick wie Feuer.
Donnerstag, 17. Juni 2010
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Hey du,
AntwortenLöschendas war sicher ein furchtbares Erlebnis, ich fühle wirklich mit dir. Aber, und jetzt kommt das große ABER von der ach so vernünftigen Mona:
Mach dir bewusst, dass du nicht mit der ganzen Welt gut können musst. Niemand kann das, ob er nun pinke Haare trägt, Narben hat oder auch ganz unauffällig ist. Niemand kann glücklich sein, wenn er versucht, es allen recht zu machen und in das Schema von allen zu passen. Die Reaktion der Leute war nicht nett, ganz sicher nicht. Doch haben sie dir damit gezeigt, dass sie oberflächlich sind und mit "Anderssein" nicht klarkommen. Auf diese Leute kannst du verzichten (eine kleine, aber wichtige Erkenntnis!).
Es gibt auch andere, und die sind wertvoll. Solche Menschen suche dir, mir denen umgebe dich. Bestimmt sind dir zwischen all den plöden Fratzen die interessiert und freundlich schauenden Menschen entgangen, doch sie sind da. Menschen, die es schätzen, wenn man anders ist, Ecken und Kanten hat, und damit Persönlichkeit. Und die hast du.
Lass dich von solchen Leuten nicht unterkriegen, damit würdest du ihnen die Oberhand über die Situation geben. Aber DU bist es, die kontrolliert, was du tust. Du kannst das, ich glaube an dich.
Wenn sie starren, dann starre zurück. Wenn sie mustern, dann zieh die Augenbrauen hoch und mustere zurück. Dann werden auf ihnen deine Blicke wie Feuer brennen, wenn ihnen die Erkenntnis kommt, wie unhöflich und unmöglich ihr Verhalten war.
Du schaffst das, ich vertraue fest darauf. Du bist so weit gekommen und ich bin ehrlich stolz auf dich.
Du bist in meinen Gedanken,
Mona