Der verrückte Plan kam am Wochenende.
Ihn anrufen, und ein Gespräch vereinbaren - und mit ihm reden. Eine Stunde, vielleicht zwei, keine wirkliche Therapie, nur ein paar Unterhaltungen. Die Kasse zahlt fünf Sitzungen sicher, und meine Eltern sagten, egal, sonst würden sie mir das auch finanzieren. Ich soll ruhig meine Zeit nehmen, die ich brauche.
Er. Ehemaliger Oberarzt meiner Station in Lutter, er war es, der mir Medikamente bis zur totalen Abstumpfung gab, der mich als "Konsequenz" auf tiefes svV für eine Woche in die Hölle (Geschlossene) schickte mit Valium & Antidepressiva intravenös und einem Flurbett, wovon ich heute noch Alpträume habe. Er erpresste mich danach damit, weil er drohte, das zu wiederholen, und ich tat alles, um es zu verhindern, und log, verbarg und verschleierte. Er übernahm für zwei Monate dann meine Einzeltherapie, und es war das produktivste, was ich in den sieben Monaten dort tat - doch kaum kam eine neue Therapeutin (bzw, eine alte - ihr Vertrag war abgelaufen, sie war gegangen und kam dann zurück; ich hatte aber vorher mit ihr nicht gearbeitet) auf die Station, gab er mich ab, der vierte Therawechsel dort - und die neue brachte mir nichts.
Er sorgte dafür, daß ich auf diese DBT-Station kam, wo ich schon einmal, ein paar Monate zuvor, vor Angst zusammen gebrochen war und vor der ich panische Furcht hatte, er war es, der mich zwei Tage vor meinem S-Versuch dort mitten in der Nacht kl*mm*rte und mir sagte, er sei stolz auf mich, obwohl ich zu dem Zeitpunkt wieder einmal seit Wochen mein svV aus Angst und Panik vor den Bestrafungen dort versteckte, und diesen einen Schn*tt dort nur meldete, weil ich befürchtete, daß es langsam zu auffällig wurde.
Dabei - wenn es einer hätte wissen und durchschauen müssen, dann er - schließlich war er darauf schon auf der offenen gestoßen und hatte mir daraufhin gesagt, ich sei die einzige Patientin, bei der er jemals so gescheitert sei - und er wisse bei mir einfach nicht mehr weiter.
Es endete alles in der Katastrophe, ich wurde im Krankenwagen ins Leben zurück gesch*ckt und nach mehreren Tagen auf der ITS nach drei Tagen erneut auf der Geschlossenen entlassen - auf eigenen Wunsch darfte ich gehen, zum ersten Mal nach 7 Monate, in denen man mir nur immer zuvor mit Beschluß und PsychKG drohte, wenn ich gehen wollte. Er auch.
Einerseits kümmerte er sich, andererseits verschlimmerte er vieles - und er ist die zwiespältigste Figur der Zeit dort. Ich kann ihm bis heute nichts nachtragen.. aber ich habe so viele offene Fragen. Warum kam alles so, wie es kam?
Er praktiziert heute in eigener Praxis als Psychotherapeut in meiner Heimatstadt..
Ich weiß, daß er mir vermutlich keine Antworten geben kann, er wird es nicht mehr wissen. An meinen Namen wird er sich wohl erinnern, aber an keine sonstigen Details. Trotzdem - desto länger ich warte, desto weniger wird er noch wissen. Allein die Chance - ich möchte sie nicht ungenutzt lassen. Bin ich besessen, noch immer? Vielleicht.
Vielleicht will ich ihm einfach nur gegenüberstehen, ihm zeigen, was aus mir wurde. Vielleicht will ich ihm einfach nur sagen, wie furchtbar dieser Aufenthalt für mich war, wie sehr er mich einschränkte und bis heute belastet, und ihm dann erzählen, daß ich es trotzdem geschafft habe, daß ich kämpfe, arbeite, _lebe_.
Mittwoch, 21. April 2010
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